[BE] ADORABLE

07:16

Ich habe 22 Jahre gebraucht um vom Ironie-Modus meiner selbstbewussten Äußerungen zum Authentizitäts-Modus meines Selbstbewusstseins zu switchen. Das heißt nicht, dass ich alles ernst meine, was ich sage. Um Gottes Willen: Niemals alles für bare Münze nehmen. Selbstironie ist meine heimliche Leidenschaft. Nur zu verstehen, wann ich ironisch bin, ist eine Wissenschaft für sich. Aber das ist ein anderes Thema. Während ich Zeit meines jungen Lebens allein immer unsicher und extrem selbstkritisch auf eine egozerfleischende Art und Weise war, habe ich jetzt erreicht, was noch vor kurzem in die Kategorie utopisches Wunschdenken gefallen wäre. Ich versuche nicht selbstbewusst aufzutreten, sondern bin einfach zufrieden mit mir. In absoluten Einklang mit Körper und Geist. Denn schon in der Bibel stand geschrieben, lerne erst dich selbst zu lieben ^^. Denn wenn man sich nicht so akzeptiert wie man ist und seine Schwächen über seine Stärken stellt, dann kann man auch keine Komplimente annehmen. Wenn das Selbstbild im krassen Gegensatz zu einem objektiven Fremdbild steht und man nur versucht den Schein zu bewahren, dann wird diese Fassade spätestens bröckeln, wenn man gute Freunde hat, die sich die Mühe machen, jemanden als ganzheitliche Persönlichkeit zu begreifen. Und gerade das ist der Witz. Das Leben ist kein Zuckerschlecken, wenn man ständig all sein Handeln auf die Außenwirkung hinterfragt. Wo bleibt die Spontaneität, die Schlagfertigkeit, das Risiko einfach mal gesellschaftliche Grenzen und Konventionen zu überschreiten? Ich war als Teenie total unzufrieden mit mir, hatte zwar eine gute Figur aber mich unwohl in meiner Haut gefühlt, weil es immer Mädchen gab, die ich bewunderte, entweder in ihrem Selbstbewusstsein oder ihrer Natürlichkeit. Ich fand mich hässlich, obwohl das nie jemand zu mir gesagt hatte. Pubertät eben. Und dann kam die Sinnkrise nach dem Abi. Wo will ich hin, was kann ich? Auch noch heute, werde ich wegen meines polarisierenden Aussehens und Kleidungsstils in eine Schublade gesteckt. Flüchtige Bekannte von Uni oder Partys kennen nur das eine oder andere Extrem, entweder das Partygirl oder die etwas chaotische, aber im Endeffekt engagierte und interessierte Studentin. Beide Welten schienen unvereinbar. Aber es muss kein Widerspruch sein. Dank meiner guten Freunde, weiß ich jetzt: Ich bin einfach alles, aber nie gleichzeitig, dass ist unmöglich. Ich war oft reserviert gegenüber Fremden und hatte immer Angst, die Leute würden denken ich wäre eingebildet oder schüchtern oder sonst etwas, je nachdem, was ich gesagt habe. Ich sage: Vergiss alles, sei wie du willst, mach was dich glücklich macht, sch**** drauf, was Leute über dich sagen, sei deinen Freunden treu, sie werden dir helfen, dich selbst zu finden, aber nur du kannst den Schalter an deinem Selbstbild umlegen. Es ist möglich von pessimistisch – skeptisch über zu selbstkritisch und nach einiger Zeit zu zufrieden – selbstsicher und schließlich glücklich zu gelangen, aber es ist ein langer Weg, wenn man erstmal unten anfangen muss. Im Endeffekt weiß man aber dann genau, wer man ist und dieser Prozess ist jede Müheund Anstrengung wert. Bei mir waren die letzten vier Monate ein Selbstfindungstrip hauptsächlich im Alleingang der und in der letzten Phase durch Unterstützung meiner Freunde zur erkenntnisreichen Vollendung kurz vor meinem 22. Geburtstag geführt hat. Die Meinung aller oder einer x-beliebigen Person ist mir egal, nur die meiner Freunde sind mir wichtig, aber sie wird nichts an meinem Selbstbewusstsein ändern, außer im positiven Sinne. Ich habe aus dem Spruch: I’m perfect in my own imperfection gelernt und muss ergänzen: “I might be not completely perfect, which is totally human and natural, but I am ultimately happy” gemacht. Ein großer Schritt für eine idealistische Perfektionistin wie mich. Weißt du, wer du bist? Ich kann sagen, ich weiß es und ich will so bleiben wie ich bin.

You Might Also Like

5 Kommentare

  1. Antwort für A.:
    hey, es freut mich immer, wenn man nicht alleine ist mit seinem denken, denn in den meisten fällen sind die leute so smalltalk-fixiert und reden immer nur über das gute oder sind mürrisch und verschlossen. ich will mehr offenheit, was solche themen anbelangt und da geb ich dann auch gerne mal zu, dass ich pickel und selbstzweifel hatte und auch oft unsicher, ob ich für mein studium geeigent bin und wofür ich überhaupt tauge . und so tiefs hat jeder, der eine intensiver der andere nur kurz und schmerzlos. solang man aus seinen nachdenklichen melancholie-phasen wieder neue kraft schöpfen kann und an das gute glaubt, ist man kein hoffnungsloser fall . aber davon gehe ich generell nie aus, wenn jemand gesunden menschenverstand besitzt. wir geisteswissenschaftler sind eben immer an grübeln. das gehört zum geschäft ...
    ja und zum thema widersprüchliche eindrücke. wir sind eben chameleons, in jeder situation überlebensfähig durch anpassung, aber wir sollten nutzen daraus ziehen, das zu können und stolz drauf sein, anstelle angst zu haben, andere haben nur eine seite und sind in manchen situationen aufgeschmissen. diese menschen beneide ich manchmal um ihre unbedarftheit und ihr naives glück, aber nicht um ihren erkenntnisvermögen, dass kann man sich nämlich nur in selbstreflexion erlangen, und das bekommt man nicht gebacken, wenn man ein hohles nüssen ist ... das genie leidet eben man meisten, aber es versteht vielleicht auch irgendwann den sinn in seinem dasein.

    AntwortenLöschen
  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  3. "beeing is awesome
    and awesomeness is no arrogance
    its a need of beeing"

    dieser schlau klingende satz ist nicht mehr als eine floskel. aber er fasst vielleicht zusammen, was zwischen deinen zeilen noch so alles steckt: emotionen und leidenschaft und eine kollonie von endorphinen! high five! :D

    AntwortenLöschen
  4. peeing is awesome. sich selbst auch nicht zu wichtig nehmen, selbst wenn man berechtigt wäre, dies zu tun is also awesome. being mit zwei e schreiben ist auch awesome :D aber als lehrerin muss ich wohl intervenieren. wo is mein rotstift?

    AntwortenLöschen
  5. nein nein "beeing" ist schon richtig und kommt von "eine Biene sein" oder "rumbienen". Die Interpretation überlasse ich allerdings allen Lesern selbst :)

    Aber jetzt wo du es sagst fällt mir auf, dass "being" (wie es ja selbstverständlich korrekt geschrieben wird) viel besser in den Satz passt und alles plötzlich einen Sinn ergibt! :)

    AntwortenLöschen

Subscribe