Was gibt uns Halt?

09:36

Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt,
Und nach und nach wird man verflochten. 
(Goethe)

Wenn man eins im Leben braucht, dann ist es nicht den perfekten Liebhaber oder den ultimativen Körper, sondern wahre Freundschaft. Menschen, die einen so nehmen wie man ist - mit allen Unzulänglichkeiten und wunden Punkten. Freunde, die in turbulenten Zeiten immer für einen da sind. Egal was ist. Jemand, mit dem man einfach nur sein kann, der einen versteht, ohne dass es vieler Worte bedarf. Bei dem ein Blick allein schon reicht, um zu wissen, was los ist. Nur ganz selten begegnet man solchen Menschen. Es ist wahrhaftig das Größte, was einem passieren kann im Leben. Eine wahre Freundschaft ist für die Ewigkeit bestimmt. Und deshalb ist es so schwierig, wenn man fürchtet, dass so eine Freundschaft zum Scheitern verurteilt ist. Ganz besonders in dem Fall, wenn man geglaubt hat, einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Aber wenn eines auch real ist, dann ist es die Tatsache, dass sich Menschen ändern. Wenn die eigenen Bedürfnisse über die seines Gegenübers gestellt werden, kann dies verheerende Folgen haben. Eine Freundschaft ist keine Einbahnstraße, genau wie auch eine gesunde Partnerschaft auf Geben und Nehmen beruht. Manchmal scheint es so, als ob es im Leben nie den richtigen Zeitpunkt gibt, in dem man einfach nur mit sich im Einklang ist. Aber es gibt Situationen, die diesem Gefühl doch sehr nahe kommen. Zum Beispiel wenn man gerade frisch verliebt ist. Es gibt einem das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen und dass nichts unmöglich, nichts nicht zu erreichen ist. Ein sehr ähnliches Gefühl hat man, wenn man einen Menschen gefunden hat, mit dem einen eine wahre Freundschaft verbindet. Jemanden mit dem man Pferde stehlen kann. Heutzutage kommen und gehen Menschen. Was nicht passt, wird nicht mehr passend gemacht und keiner gibt sich Mühe, den anderen noch wirklich zu verstehen. Genauso wenig gibt man sich selbst die Zeit, um sich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen. Stattdessen fragt man: was wollen die anderen von mir? Werde ich im Job eher Aufstiegschancen haben, wenn ich mich so oder so verhalte? Ich stelle hier die offene Frage, was uns Halt im Leben gibt. Und wieder einmal gelange ich zu der Feststellung, dass es doch nur zwischenmenschliche Beziehung sein kann, die einen wirklich dabei hilft, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, wenn alles andere im Leben gerade nicht so läuft wie es sollte. Ich bin sehr glücklich einige Menschen in meinem Leben zu haben, die mir diesen Halt geben. Am heutigen Tag möchte ich einfach nur "Danke" sagen und in dieser tiefsten Dankbarkeit ausdrücken, was mir wirklich viel bedeutet: in Menschen ein Zuhause zu finden, ganz egal, wohin es einen verschlägt. Ein Zuhause, zu dem man immer wieder zurückkehren kann, weil es nicht an einen Ort gebunden ist, weil es im Herzen selbst liegt.

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