Kindheitserinnerungen

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Als ich noch ein Kind war, erzählte mir meine Mutter davon, dass meine Großeltern Handelsleute gewesen sind. Sie waren reisende Händler und verkauften die verschiedensten Waren. Eines Tages wurden sie, so glaubte ich, zu Büromenschen. Sie waren sesshaft geworden und arbeiteten in der Oerlikon in einem Nachbarort.

Immer wenn meine Großmutter also frisches Obst vom Einkauf mit nach Hause brachte und ich sie besuchte, stellte ich mir vor, wie sie die guten Weintrauben gegen einen Reisigbesen oder etwas ähnliches eingetauscht hatte. 

Dieser Gedanke veredelte den Geschmack der dicken, runden Weintrauben beträchtlich. Und wenn es im Sommer keine Trauben gab, aß ich Rhabarber aus dem Garten meines Opas. 

Natürlich schmeckt der säuerliche Rhabarber Kindern nicht besonders und es benötigt tassenweise Zucker, um eine Stange runterzukriegen. Also liefen meine Schwester und ich mit kleinen Kaffetassen voll Zucker und den Rhabarberstangen bewaffenet durch den Garten und verspeisten ihn.

Ein anderes Mal, da ging es meinem Großvater gesundheitlich bereits nicht mehr so gut, dass er den Gemüsegarten hätte instand halten konnte, jätete meine große Schwester das ganze Unkraut im Beet, welches bereits völlig verwuchert war. Mit dem Spezialdünger meiner Mutter, den sie sich heimlich stibitzt hatte, züchtete sie einen Riesenkürbis. Er war irgendwann so groß, dass berechtigte Zweifel aufkamen, ob der Hokaido denn noch genießbar sei. Aber das spielte eigentlich keine Rolle, denn er war ein Prachtkerl.

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