Wie nennt man das Phänomen, wenn man meint, etwas unbedingt
haben zu müssen und sobald es hat, verliert man das Interesse daran?
Lust? Gier? Habsucht? Sind wir eigentlich irgendwann mal zufrieden mit uns? Mit dem Körper, in dem wir stecken, mit dem Betrag auf dem Kontoauszug, mit dem Nachbarn, den wir haben, mit dem was wir haben, was wir sind? Ja und nein. In manchen wachen Momenten könnte man meinen, jetzt habe man alles, man brauche nichts, man ist gut wie man ist und sollte sich des Lebens freuen.
Lust? Gier? Habsucht? Sind wir eigentlich irgendwann mal zufrieden mit uns? Mit dem Körper, in dem wir stecken, mit dem Betrag auf dem Kontoauszug, mit dem Nachbarn, den wir haben, mit dem was wir haben, was wir sind? Ja und nein. In manchen wachen Momenten könnte man meinen, jetzt habe man alles, man brauche nichts, man ist gut wie man ist und sollte sich des Lebens freuen.
Und wenn man dann schließlich mit dieser Erkenntnis die Tür
heraustritt, und fröhlich den Nachbarn grüßt, den man eigentlich nicht ausstehen
kann, dann fühlt man sich wie ein guter Mensch. Oder etwa nicht? Man hat also
innerlich Seelenputz begangen und dann passiert etwas Unerwartetes. Der
Exfreund mit seiner unausstehlich ansehnlichen Freundin biegt um die Ecke, die Katze wird krank
oder das Rad auf das man sich fröhlich schwingen wollte, ist plötzlich weg. Verdammter
Scheißtag, denkt man sich, setzt sich aus Zeitnot in die nächste Bahn, wird
prompt nach dem Ticket gefragt, da man als Schwarzfahrer öfter kontrolliert wird als als
Bahncardinhaber und würde am liebsten alle Welt zum Teufel schicken. Man
verwünscht den Nachbarn, der sicher das Rad geklaut hat, die Katze, weil die
Arztkosten so hoch sind, dass man sich kein neues Rad leisten kann und den
Kontrolleur, weil er einen Job hat, der unnötiger ist als Kater nach einer
verzechten Nacht. Und ja, diese blöde neue Freundin hat so lange, dünne Beine
und so prominente Wangenknochen, die war sicher mal ein Mann. Wieder zuhause
angekommen, sieht man, dass in der Zwischenzeit ein gelber Zettel reingeflattert
ist, man solle das Paket am nächsten Tag in der Postfiliale hinter den sieben
Bergen bei den sieben Zwergen abholen und der Zoll wolle auch noch den einen
oder anderen Euro, weil die deutsch klingende Firma nicht in Bielefeld, sondern
in China sitzt. Da bleibt einem nur noch eins. Wütend das Altglas wegbringen und
jede zerschmetterte Flasche einem Seelenfresser widmen. Bis man wieder zu sich
kommt und denkt: eigentlich ist ja alles wie immer.